„Ich bin so traurig, weil Du …“, „Ich brauche Deine Aufmerksamkeit, sonst bin ich so allein.“, „Heute wäre ich gerne ausgegangen, doch du hattest keine Zeit.“, „Ich kann mich die nächste Zeit nicht mit dir treffen, meinem*er Partner*in gefällt das nicht.“.
Kommt dir irgendetwas davon bekannt vor? Fühlt es sich nach Glück an, wenn du das Leben anderer lebst oder anderen dein Leben aufgibst? Ist es unsere Lebensaufgabe andere er-wachsene Menschen glücklich zu machen?
Ich möchte in diesem Licht-Impuls auf zwei ganz unterschiedliche extreme Sichtweisen eingehen, in denen das Glück einseitig gesehen wird.
Wenn wir einen*eine Partner*in wählen und dieses tuen, damit dieser*e Partner*in uns glücklich machen soll, geben wir diesem Partner die Verantwortung für das eigene Glück. Wir heiraten oder wählen eine Partnerschaft, somit soll dieser*e Partner*in auch dafür sorgen, dass es mir gut geht.
„Ich habe mir den Zeh gestoßen und du warst nicht da. Keiner hat mich getröstet und mir geholfen.“. „Weil du am Wochenende verreist warst, hat keiner mit mir geredet und ich habe mich so allein gefühlt.“.
Versetzen wir uns jetzt einmal in die andere Person. Dieser*e Partner*in hat jetzt die Aufgabe einen anderen Menschen glücklich zu machen, und zwar rund um die Uhr. Welch ein Druck lastet jetzt auf dieser Person. Darf dieser*e Partner*in selber glücklich sein, sich selbst entwickeln oder hat auch die Entwicklung damit etwas zu tun, ob und was der*die Partner*in möchte und zulässt?
Jetzt beleuchte ich das andere Extrem.
Wie ist es, wenn ich mir selber, einen tief in mir sitzenden Glaubenssatz zugelegt habe, und dieser lautet: „Ich bin dafür verantwortlich, dass mein*e Partner*in, meine Familie, die Menschen in meiner Umgebung, glücklich sind.“
Was passiert mit mir, wenn mein*e Partner*in beim Spaziergang umknickt und sich verletzt? Ich habe nicht aufgepasst und es ist zu einer Verletzung gekommen.
Was ist, wenn meiner Partnerin oder meinem Partner ein Glas vom Tisch fällt und er oder sei sich sehr erschreckt? Ich hätte dieses Glas vorher an einen anderen Ort stellen müssen.
Ich bin verantwortlich, dass dieser Mensch glücklich ist. Dieses ist mit dem Glaubenssatz meine Verantwortung und ich bin ärgerlich auf mich, denn ich habe nicht genug aufgepasst. Ich war nicht rechtzeitig da. Nur ich bin dafür verantwortlich und dieses, weil ich es mir auferlege. Hier noch einmal zur Wiederholung „Weil ich es mir auferlege!“.
Was mache ich alles, damit mein*e Partner*in glücklich ist. Ich kaufe Geschenke, verbringe meine Freizeit mit ihr*ihm, ich verbiete gefährliche Unternehmungen im Alleingang, denn es könnte zu einer Gefahrensituation kommen und dann bin ich nicht da.
Wie sieht hier der Perspektivwechsel für die andere Person aus?
Meine Partnerin oder mein Partner werden mit der Zeit lernen, dass sie für ihr Leben und Wohlergehen nicht verantwortlich sind, denn diese Aufgabe habe ich bereits belegt. Dieser Zustand wird mit der Zeit immer schwieriger, denn ich oder der Rest der Welt werden für alles verantwortlich sein was passiert. Ich nehme einem anderen Menschen seine Eigenverantwortung und mit der Zeit seine Handlungsfähigkeit.
Vielleicht nennt man dieses – Den goldenen Käfig. Die Frage ist: Wer fühlt sich hier gefangen, einer oder beide Personen?
Wie fühlt es sich wohl an, ein Leben, in der Verantwortung für das Glück und Leben, des Anderen zu leben?
Sicherlich ist es schön mit dem*der Partner*in Zeit zu verbringen, für sie*ihn da zu sein, doch sich selbst oder dem anderen die Eigenverantwortung für das Leben abzusprechen kann ein sehr einengender Weg sein. Hier wird die Entwicklung der Persönlichkeit unterdrückt, was auf lange Sicht zu unterdrücken Emotionen, Stress und Gesundheitsschäden führen kann.
Ich habe in einem Seminar, zu diesem Thema, einen sehr wertvollen Satz gehört:
Kümmere du dich um dich für mich, ich kümmere mich um mich für dich.[1]
Dieses ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Hier kann sich jeder entwickeln und beide gehen doch gemeinsam einen Weg. Du bist verantwortlich für dich und ich bin verantwortlich für mich, doch beide tun es für den anderen. Sie arbeiten an sich und schauen, dass es ihnen in allen Lebensbereichen gut geht.
Vielleicht möchtest Du einmal für dich klären, wieviel Verantwortung du für dein Glück übernimmst? Gerne kannst du dir hierzu die folgenden Impulsfragen stellen:
Wie sorge ich für mich (z.B. Bewegung, Ernährung, Gesundheit, Freude, Zeit für mich, u.s.w.)?
Was macht mich glücklich?
Wie sorgt mein*e Partner*in dafür sich glücklich zu machen?
Wie sorge ich für meinen positiven Gemütszustand?
Wenn Du dir die Fragen beantwortest und hier ein Störgefühl feststellen solltest, so höre in dich hinein. Was genau ist der Moment, in dem ein Störgefühl vorkommt? Wie kannst du diese Situation, ausgleichen? Wie kannst du diesen Situationen schon frühzeitig begegnen?
Was meinst Du, willst du dir die Fragen stellen und diese Punkte in der nächsten Zeit für dich weiter beobachten?
Ich wünsche Dir eine Zeit des Glücks, eine Zeit, in der du die volle Verantwortung für dein Glück übernimmst und siehst, wie sich die Augenhöhe mit deinem Gegenüber auf Euch auswirkt.
Du darfst deinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen, lass es zu.
[1] Christian Bischoff, Workshop: Lust auf Leben, 2020