Ein leichter Wind weht durch die Zweige und von dort ist auch ein leises Klatschen zu hören, dass sich entfernt. Eine Taube hebt kraftvoll von ihrem Zweig ab und fliegt in Richtung des offenen Feldes. Ein altbekanntes Muster, wie sie kraftvoll ihre Flügel schlägt und aufsteigt. Ein paar Flügelschläge voller Kraft, um dann im Gleitflug für evtl. die gleiche Strecke wieder nach unten zu fliegen / zu gleiten und schon folgt wieder der Rhythmus des kräftigen Flügelschlags.
Vielleicht kommt dir das Muster bekannt vor. Eine Aufgabe steht bevor und du mobilisierst deine Kräfte. Du gibst alles, um voran zu kommen, um höher zu kommen, um dein Ziel zu erreichen. Jetzt ist alles gefragt, jetzt hast du wirklich alles zu geben. Vielleicht geht noch ein Flügelschlag mehr, um dann in die Ruhe zu fallen und dich von der enormen Kraftanstrengung auszuruhen.
Diese Kraftanstrengung ist gemeistert, doch die nächste ist bereits in Sicht. Auf jede Kraftanstrengung folgt eine Pause. So entsteht ein stetiger Wechsel im Leben. Wir laufen und laufen und gefühlt werden die Pausen dazwischen immer weniger. Vielleicht kommen bei dir die Frage auf:
- Wie lange soll dieses noch weiter gehen?
- Wie lange halte ich das noch durch?
- Wann wird es endlich leichter?
Was meinst Du, hast du darauf eine Antwort?
Zur identischen Zeit mit der Taube hebt der Bussard fast geräuschlos seine Flügel, breitet diese blitzschnell aus und hebt ebenfalls ab. Ein paar kräftige Flügelschläge und er ist über den Baumwipfeln. Hier beginnt sein Tanz in der Thermik. Er verfällt in einen Kreisenden Flug und nutzt die Thermik, um aufzusteigen. Statt kraftvoll mit den Flügeln zu schlagen und immer mehr Energie aufzuwenden, gleitet er in einen Kreisflug. Zuerst auf kleinem Radius, dann verschiebt sich seine Flugbahn mit dem Wind. Ab einer gewissen Höhe und mit der passenden Thermik lässt er sich vom Wind treiben und gleitet. Mit unglaublicher Geschwindigkeit fliegt er über das Feld. Die Flügelschläge direkt zu Beginn reichen aus, damit er immer höher steigt.
Vielleicht hast Du dieses auch schon einmal erlebt oder beobachtet. Manche Menschen stehen eine Zeit fast still und beobachten alles, um dann davon zu gleiten. Wir haben so viel Kraft investiert und auf einmal ziehen andere an uns vorbei. Doch wie geht das?
Oft beobachte ich Menschen, die sich ein Ziel gesetzt haben. Dieses haben sie genau vorausgeplant und durchdacht. Das Ziel, mit allen Schritte dorthin, ist ein in Stein gehauener Weg, der bereits in der Entstehung viel Kraft gekostet hat. Jeder Schritt ist genau vorausgeplant. Doch plötzlich ändert sich die Meinung, die Firmenausrichtung, der weitere Weg, wenn auch nur ein wenig und mit der veränderten Richtung / Ausrichtung steht dort, wo vorher ein Durchgang auf meinem Weg war, eine Wand.
Hier bedarf es einer Entscheidung. Wie entscheide ich mich für meinen weiteren Weg?
Ich kann weiterhin meinen Weg verfolgen, indem ich die Wand sehe und dagegen laufe, ich sehe die Wand und laufe immer wieder dagegen. Hier war mein Durchgang, er muss doch dort sein. Egal wie oft ich dieses mache, die Wand steht und versperrt meinen geplanten Weg. Was dahinter liegt kann ich nicht sehen.
Jemand anderes hat ebenfalls ein Ziel, doch der Weg ist nicht starr vorausgeplant, er ist offen und lässt die Thermik noch zu. Er nutzt die neu entstandene Lücke und macht sich auf den Weg durch den Durchgang zum Ziel, nutzt die Thermik der Veränderung. Ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren verändert er ein Stück seines Weges und passt sich den Gegebenheiten an.
Hierfür ist es notwendig hoch zu fliegen und sich einen Überblick zu verschaffen, um neue Wege zu erkennen. Dieses gleicht dem Blick aus einem Helikopter. Von dort oben ist nicht jeder Schritt klar zu erkennen, doch die Richtung zum Ziel wird deutlich. Wir können von hier erkennen, ob die Ausrichtung unseres Weges noch stimmt. Auch dieses benötigt Energie um bildlich gesprochen so hoch für einen Überblick zu fliegen. Meiner Meinung nach lohnt es sich immer wieder diese Energie einzusetzen, vor allem wenn der Kopf bereits vom ewigen gegen die Wand laufen brummt. Hier können wir erkennen ob wir in die entgegengesetzte Richtung zu unserem Ziel unterwegs sind und dieses dann aktiv korrigieren.
Wenn Du möchtest, so kannst du mit den folgenden Impulsfragen einen kleinen Schritt auf dich zumachen. Lasse Dir bei der Beantwortung Zeit und spüre, ohne zu werten in dich hinein.
- Was ist meine beliebte Vorgehensweise, „Auf und Ab“ oder „Hoch und Gleiten“?
- Wann hat mir das letzte Mal der Kopf gebrummt, weil die Wand nicht wegging?
- Wie fühlt sich meine Art voranzukommen für mich an?
Wann habe ich das letzte Mal die Thermik genutzt?
Ich wünsche Dir eine erkenntnisreiche Zeit, Zeit, in der du deine Energie spürst, Zeit, in der du voller Neugierde und Freude auf deinem Weg bist, Zeit, in der du die energieziehenden Wände stehen lässt und dem Durchgang zu deinem Ziel folgst.
Du darfst einen Schritt zur Seite tun, lasse ihn zu.
